Sozial vernetzt
Der digitale Fortschritt läutet eine Ära der Hypervernetzung ein. Gleichzeitig ist in Teilen der Bevölkerung ein Anstieg der Einsamkeit zu verzeichnen. Wie passt das zusammen? Die sozialpsychische Seite der Entwicklungen zeigt sich auch in veränderten Krankheitsbildern, die sich auf die Angebote in der beruflichen Rehabilitation auswirken. Chronische Erkrankungen nehmen zu, u. a. bedingt durch „Lifestyle-Risikofaktoren“ wie ungesunde Ernährung, wenig Bewegung und veränderte Sozialbedingungen. Zu den „neuen Volkskrankheiten“ zählen so auch Adipositas und psychische Erkrankungen.
Am 05. März wurde bei einem Seminar für Rehafachberater:innen im BFW Thüringen beleuchtet, welche gesundheitlichen Risiken Einsamkeit mit sich bringt und wie insbesondere Menschen mit Adipositas die Situation erleben. Im Fokus stand auch, wie das BFW Thüringen die Rehabilitand:innen ganzheitlich unterstützt, um deren Beschäftigungsfähigkeit für die nachhaltige Rückkehr in Arbeit zu stärken.
Risikofaktor Einsamkeit
Die veränderte Arbeits- und Lebenswelt infolge der Digitalisierung ist sowohl Segen als auch Fluch. Ungleich verteilte digitale Zugänge und Kompetenzen können zum Verlust persönlicher Kontakte und sozialer Isolation führen – die Pandemie hat diese Situation nachhaltig verstärkt. Einsamkeit ist zwar keine anerkannte Diagnose, doch sie birgt ein wesentliches Risiko für die psychische und körperliche Gesundheit. Über einen längeren Zeitraum kann sie nicht nur einen ungesunden Lebensstil begünstigen, sondern auch zu Depressionen, Angstzuständen und Suchtkrankheiten führen.
Einsamkeit ist weder an ein Alter noch an eine bestimmte Lebenslage gebunden. Gleichwohl ist aus der Forschung gut belegt, dass Menschen mit Beeinträchtigungen – langandauernden gesundheitlichen Problemen, chronischen Erkrankungen und (Schwer)Behinderungen – ein größeres Risiko für Einsamkeit haben – Barrieren, die die Teilhabe am Arbeitsleben erschweren.
Bilder: katapult-magazin.de/de/artikel/die-unsichtbaren
Adipositas
Untersuchungen zeigen, dass Adipositas-Betroffene fast doppelt so häufig soziale Isolation und Einsamkeit empfinden – eine Herausforderung, auch im Arbeitsleben. Schon 2019 zeigte der „XXL-Report“ der DAK bei 31 % der Befragten Nachteile im Beruf. Adipositas – die übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper – ist eine schwerwiegende chronische Erkrankung mit komplexen Ursachen. Sie ist verbunden mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes, Herzerkrankungen und bestimmte Krebsarten. Neben den körperlichen Auswirkungen leiden Betroffene oft auch unter Stigmatisierung und haben in der Folge ein um 32% höheres Depressionsrisiko.
Vor diesem Hintergrund nimmt die Stärkung der Sozial- & Gesundheitskompetenzen durch die Besonderen Hilfen eine zunehmend wichtige Rolle in der beruflichen Rehabilitation ein. Wie die Berufsförderungswerke dieser Aufgabe begegnen, lesen Sie in der aktuellen REHAVISION:
Besondere Hilfen im BFW Thüringen
Unterstützung im BFW Thüringen
Die berufliche Rehabilitation ist ein Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklungen: die veränderten Krankheitsbilder sind auch in den Diagnosen der Teilnehmenden im BFW Thüringen erkennbar. Um nachhaltig fit für die Rückkehr in Arbeit zu werden, begleitet das multiprofessionelle Team aus den Bereichen Psychologie, Medizin, Rehasport und Sozialpädagogik die Teilnehmenden ganzheitlich mit Einzel- und Gruppenangeboten.
Die Stärkung der Gesundheit und Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden erhält einen gleichwertigen Platz neben der Vermittlung von fachlichen Kenntnissen. Mit Bewegungsangeboten, Ernährungsberatung, Entspannungskursen uvm. stärken die Besonderen Hilfen die psychischen und physischen Ressourcen. Wie die Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt bei Adipositas gelingt, zeigt eine unserer zahlreichen Erfolgsgeschichten: